Samstag, 8. November 2008

Erneuerbare Energien

Erneuerbare Energien 18/7/08
Gut für das Klima und den Geldbeutel?

Strom nur aus Sonne und Wind, Wärme nur aus Biogas und Geothermie? Auch wenn man in Deutschland davon noch einige Jahrzehnte entfernt ist, so sind die Zuwachsraten der erneuerbaren Energien beachtlich. Doch welche Hindernisse gibt es noch für eine saubere Energieversorgung und was kostet sie den Verbraucher?

Von Henner Weithöner für tagesschau.de

Es war ein Gesetz, welches den erneuerbaren Energien zu einem ungeahnten Boom verhalf: Seit dem 1. April 2000 regelt das Erneuerbare-Energien-Geset
z (EEG) die Abnahme und die Vergütung von ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen gewonnenen Strom. Abnahmepflichtig sind Versorgungsunternehmen, die Netze für die allgemeine Stromversorgung betreiben. Ziel des Gesetzes ist es, den Anteil an erneuerbaren Energien bis 2010 auf mindestens 12,5 Prozent und bis 2020 auf mindestens 20 Prozent zu erhöhen. Zu den erneuerbaren Energien zählt das EEG: Wasserkraft, Windenergie, solare Strahlungsenergie, Geothermie sowie Energie aus Biomasse.
Sauberer Strom ist gut fürs Klima...

Die durch das EEG garantierte Vergütung für jede eingespeiste Kilowattstunde Strom bescherte den Erneuerbaren Zuwachsraten in zweistelliger Höhe: Nach Berechnungen der Arbeitsgruppe Erneuerbare-Energien-Statistik (AGEE-Stat) haben die regenerativen Energien im Jahr 2007 bereits einen Anteil von 14,2 Prozent am Stromverbrauch in Deutschland erreicht. Im Vorjahr waren es noch 11,7 Prozent.

Jede Kilowattstunde sauberen Stroms vermeidet auch die CO2-Emissionen aus Gas- und Kohlekraftwerken: Nach Angaben des Bundesumweltministeriums (BMU) haben die erneuerbaren Energien 2007 insgesamt rund 114 Millionen Tonnen CO2 eingespart.
... aber meist noch nicht konkurrenzfähig

Allerdings hat sauberer Strom seinen Preis - und der liegt derzeit noch deutlich über dem von konventionell erzeugtem Strom. Windenergie liegt mit sechs Cent pro Kilowattstunde zwar nur noch ganz knapp über den durchschnittlichen Produktionskosten in Deutschland von etwa vier Cent, Strom aus Sonnenenergie mit mehr als 40 Cent deutlich darüber.

Erneuerbare Energien schon einmal wettbewerbsfähig: An der Leipziger Strombörse bekamen die Anbieter von Strom aus Gas, Kohle und Kernenergie bereits einen Vorgeschmack auf zukünftige Preiskämpfe: Wind- und Solarstrom hatte sie an einigen Tagen unterboten. Was war passiert? Eine außergewöhnlich hohe Nachfrage hatte den Preis für Strom aus konventionellen Kraftwerken so stark nach oben getrieben, dass er über dem der Erneuerbaren lag. "Und schon waren wir wettbewerbsfähig", lautete der stolze Kommentar eines Windstromanbieters.
Dem rasanten Erfolg auf dem Stromsektor steht ein bislang eher verhaltenes Wachstum sauberer Energiequellen auf dem Wärmemarkt gegenüber. Ihre Wärme zum Duschen, Heizen und Kochen beziehen fast 80 Prozent der Deutschen noch immer aus Erdgas und Erdöl.

Um den Anteil umweltfreundlicher Wärmegewinnung aus Bioenergie, Erdwärme und Solarthermie in Deutschland zu steigern - von heute sechs Prozent auf 14 Prozent bis zum Jahr 2020 -, haben die Regierungsparteien bereits diverse Gesetze auf den Weg gebracht. So werden Eigentümer neuer Gebäude ab 2009 dazu verpflichtet, den Energiebedarf ihres Gebäudes anteilig mit erneuerbaren Energien zu decken. Eigentümer von bestehenden Gebäuden werden vom Staat finanziell gefördert, wenn sie ihr Heizsystem auf erneuerbare Energien umstellen.
Ökostrom-Zulage belastet vornehmlich Familien...

Noch viele Entwicklungsmöglichkeiten im Wärmemarkt
Doch was kostet all dies den Verbraucher? Das EEG verteuert nach Angaben des Statistischen Bundesamtes derzeit den Strom für einen durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalt um etwa drei Euro pro Monat, Tendenz steigend. Die Netzbetreiber legen die Kosten der Einspeisevergütung auf ihre Stromkunden um und je mehr sauberer Strom im Netz ist, desto mehr wird der Endkunde zur Kasse gebeten. Beim BMU rechnet man damit, dass die jährliche Absenkung der Einspeisevergütung auch die EEG-Zulage ab 2013 nach unten drückt. Kritiker bezweifeln dies und sehen das Ende der steigenden Ökostrom-Zulage erst in 2020. Fest steht, dass die Zulage größere Familien aufgrund ihres höheren Stromverbrauchs mehr belastet als Single-Haushalte.
... und sozial Schwache

Eine ähnliche Gerechtigkeitslücke gibt es auch auf dem Wärmemarkt: Die Investitionen in saubere Heizungen, dichte Fenster und energiesparende Dämmungen rechnen sich erst über Jahre. Auch wenn staatliche Fördergelder, zinsgünstige Darlehn und explodierende Öl- und Gaspreise diese Amortisationszeit verkürzen, gilt: Steigende Energiepreise treffen vor allem die sozial Schwachen. Gleichzeitig fällt es ihnen besonders schwer, durch Investitionen den ständig steigenden Energiepreisen zu entkommen.
Komplett saubere Energieversorgung schon heute machbar

Und was passiert, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind auch an Nord- und Ostseeküste nicht weht? Skeptiker befürchteten in diesen Fällen Schwankungen im Netz, die sogar zu einem kompletten Stromausfall führen könnten.

Doch dass eine Energieversorgung komplett aus Erneuerbaren möglich ist, wurde Kanzlerin Merkel bereits auf dem Energiegipfel 2006 vorgestellt: Gezeigt wurde ihr eine simulierte Stromversorgung, bei der ein Kombikraftwerk 25 über ganz Deutschland verstreute Wind-, Solar-, Biomasse- und Wasserkraftanlagen verknüpft und steuert. Das Ergebnis: Der Strombedarf der Bundesrepublik konnte minutengenau gedeckt werden, weil Biomasse und Wasserkraft die unsteten Energielieferanten Wind und Sonne auffingen. Der Kommentar der Kanzlerin an die Adresse der Öko-Lobbyisten: "Ich wusste gar nicht, dass sie bereits so viel drauf haben."

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