Samstag, 8. November 2008

Kommasetzung bei von … über … nach/zu/bis zu ...

Was Sie schon immer wissen wollten


Kommasetzung bei von … über … nach/zu/bis zu ...

Wenn man von Stendal über Wolfsburg nach Hannover radelt, dann handelt es sich natürlich um eine zusammenhängende Radtour, deren Strecke Sie angeben, indem Sie Anfangspunkt, Zwischenstation und Endpunkt nennen. Bei einer solchen Kombination von Präpositionalgruppen ergänzen sich die einzelnen Bestandteile untereinander und werden nicht wie in einer Aufzählung als gleichrangige Umstandsbestimmungen nebeneinander gestellt. Geläufiger ist den meisten von Ihnen sicher die Kombination zweier Präpositionalgruppen in Sätzen wie „Kannst du das von heute auf morgen erledigen?” oder „Von Stendal bis Hannover sind es über 100 km”. Hand aufs Herz: Sie würden nie in Versuchung kommen, hier ein Komma zu setzen. Dass noch ein drittes Glied hinzutritt, das z. B. die Reiseroute festlegt (was u. a. beim Kauf von Bahnfahrkarten von Bedeutung sein kann), ändert daran nichts. Das gilt auch für Fügungen wie: „Wir bieten Gesamtlösungen, angefangen bei der Vorstrukturierung über die Detailplanung bis hin zur Bauleitung.”

Allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass innerhalb einer solchen Fügung eine Aufzählung gleichrangiger Angaben auftritt, die doch das Komma fordert: „Wir bieten Gesamtlösungen, angefangen bei der Vorstrukturierung über die Bauvoranfrage, (über) den Bauantrag, (über) die Ausführungs- und (über) die Detailplanung bis hin zur Bauleitung.” Oder: „Wir radeln von Stendal aus über Gardelegen, (über) Wolfsburg und (über) Braunschweig nach Hannover.” Wir wünschen gute Fahrt!



Hätten Sie’s gewusst?


Homonyme

Von Homonymen ist in der Sprachwissenschaft die Rede, wenn zwei Wörter eine unterschiedliche Bedeutung haben, dabei jedoch in Aussprache und Schreibung völlig übereinstimmen, z. B. Bauer (= Landwirt/Vogelkäfig), Schauer (= Regenguss/sich aufbauender Schrecken), Heide (= Landschaft/Nichtchrist). Substantive müssen dabei nicht unbedingt das gleiche Genus aufweisen, um als Homonyme durchzugehen. Und sie weichen auch in der Deklination des Öfteren voneinander ab. In der Schwebe bleibt eine Aussage wie „Sie ist dem Laster gefährlich nahe gekommen” allerdings nur dadurch, dass der bestimmte Artikel im Dativ den Unterschied zwischen Maskulinum und Neutrum nicht preisgibt.

Strittig ist, ob Homonyme nicht nur der Bedeutung, sondern auch der Herkunft nach verschieden sein müssen. Verlangt man, dass Homonyme verschiedener Herkunft sind, wären zwar der Heide und die Heide Homonyme, nicht aber der Schauer im Sinne von Regenguss und der Schauer im Sinne körperlich empfundener Angst, da beide Schauer der Herkunft nach aus derselben Wurzel stammen. Echte Homonyme wären demnach etwa das/der Golf, der/die Kiefer, das/der Laster, das/der Tau, die Kluft (= Kleidung/Spalte), kosten (= wert sein/nachschmecken). Keine echten Homonyme sind hingegen der Zug (= Eisenbahn/Miene/Windhauch/
Aktion beim Brettspiel), der Bauer, der/die Hut, das/der Gehalt, der/die Kunde, der/die Weise, heißen (= genannt werden/befehlen).

Übrigens: Auch wenn man sich nach heißen Strandtagen mit Sonnenmilch und aufblasbarem Ball des Nachts schließlich im mallorquinischen Ballermann zu einem Ball einfindet und sich dafür – selbstverständlich in spielerischer Absicht – einen Ballermann einsteckt, bewegt man sich mehr oder weniger gekonnt auf dem Terrain echter Homonyme.



Für Sie nachgeschlagen



passen wie die Faust aufs Auge

Duden 11, Redewendungen(ugs.): 1. überhaupt nicht passen: Das karierte Halstuch zu der gepunkteten Jacke – das passt wie die Faust aufs Auge. 2. sehr gut, ganz genau passen: Das neue Ventil passt wie die Faust aufs Auge. Der Beamte … vertritt die Meinung, dass die zwei Straftäter zueinander passen wie die Faust aufs Auge (Ossowski, Flatter 189).

Der Vergleich wurde zunächst in der angeführten ersten Bedeutung gebraucht, wobei die höchst unangenehme Vorstellung vom Faustschlag ins Auge im Vordergrund stand. Durch häufigen ironischen Gebrauch entwickelte sich dann die gegenteilige Bedeutung.

Aus: Duden 11, Redewendungen. Mannheim 2002.

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