Sonntag, 2. November 2008

Reflexivpronomen oder Personalpronomen?

Hätten Sie's gewusst?

Reflexivpronomen oder Personalpronomen?

Taucht in einem Satz ein Akkusativ mit Infinitiv und nachgestelltem Attribut mit Präposition auf, kann man schon mal ins Schleudern geraten bei der Wahl zwischen dem Reflexivpronomen »sich« und dem Personalpronomen. Diese Konstruktion ist dem einen oder der anderen von Ihnen gewiss noch aus dem Lateinunterricht unter dem Namen a. c. i. bekannt.

Wird bei diesem »Akkusativ mit Infinitiv« das Pronomen auf das Akkusativobjekt bezogen, dann steht immer das Reflexivpronomen: Ich sah den Zug sich nähern (= Ich sah den Zug. Er näherte sich).
Wird dagegen das Pronomen auf das Subjekt bezogen, dann schwankt der Gebrauch. Obwohl bei Beziehung auf das Subjekt das Personalpronomen stehen müsste, wird häufig das Reflexivpronomen gesetzt, vor allem dann, wenn vor dem Pronomen eine Präposition steht: Er sah das Motorrad mit einem Affenzahn auf sich (eigentlich: auf ihn) zurasen (= Er sah das Motorrad. Es raste mit einem Affenzahn auf ihn zu). Er hörte den Fremden die Treppe zu sich (eigentlich: zu ihm) heraufkommen (= Er hörte den Fremden. Er kam die Treppe zu ihm herauf).
Steht das Pronomen im Dativ ohne Präposition, wird hingegen das Personalpronomen gebraucht: Er sah das Mädchen ihm zulächeln (= Er sah das Mädchen. Es lächelte ihm zu). Sie hörte den Schaffner ihr etwas zurufen (= Sie hörte den Schaffner. Er rief ihr etwas zu).

Bei nachgestellten Attributen mit Präposition steht das Personalpronomen, wenn beim Reflexivpronomen die Beziehung unklar wäre:
Der Intendant traf die Schauspieler im Gespräch über ihn. Überwiegt aber die Vorstellung der Subjektbeziehung, dann zieht man das Reflexivpronomen vor: Sie scheint die Menschen um sich (statt: um sie) her vergessen zu haben.

Was Sie schon immer wissen wollten

Kommasetzung bei Auslassungssätzen

Auslassungssätze werden bei der Kommasetzung in der Regel wie vollständige Sätze behandelt: Und wie [wäre es ihm ergangen], wenn das Motorrad ihn erfasst hätte? Kann sein, er hätte es nicht überlebt.
Eine Abweichung von der Regel ergibt sich, wenn ein abhängiger Fragesatz zu einem einzigen Wort verkürzt ist. In solchen Fällen kann zwar ein Komma gesetzt werden, es ist jedoch nicht zwingend erforderlich: Er wusste nicht[,] warum. Wenn er nur wüsste[,] weshalb.
Auch bei formelhaften Partizipgruppen kann das Komma entfallen: Wie schon vermutet[,] hängt das damit zusammen, dass er mit seinen Gedanken ständig woanders ist. Wie befürchtet[,] setzte sich die Serie der Beinaheunfälle auch in den nächsten Tagen fort.
Schön, wenn eine Regel mal nur zwei kleine Ausnahmen hat!

Für Sie nachgeschlagen

Schicksal
Duden 9, Richtiges und gutes Deutsch

1. Ananke (Philosophie: schicksalhafte Macht der Natur und ihrer Gesetze, denen selbst die Götter unterliegen): der Ananke unterworfen sein.

2. Fatum (bildungssprachlich: das dem Menschen bestimmte Schicksal): er nahm das Fatum [nicht] hin.

3. Heimarmene (griechische Philosophie: das unausweichliche Verhängnis).

4. Karma (indische Philosophie: das die Form der Wiedergeburt eines Menschen bestimmende Handeln bzw. das durch früheres Handeln bedingte gegenwärtige Schicksal).

5. Kismet (islamische Religion: dem Menschen von Gott zugeteiltes Los, dem er nicht entgehen kann): Kismet! (fügen wir uns!; da ist nichts zu machen).

6. Moira (griechische Mythologie: das Göttern und Menschen zugeteilte Schicksal).

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