Posts mit dem Label Duden Newsletter werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Duden Newsletter werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Freitag, 28. November 2008

Anfang oder anfangs?

Hätten Sie’s gewusst?

Anfang oder anfangs?

Das Substantiv Anfang kann mit einer Zeitangabe im Genitiv stehen, aber auch von einer nicht flektierten Zeitangabe begleitet werden: Anfang des Jahres, Anfang des Monats Januar, Anfang Dezember, Anfang 2009. Im Unterschied dazu steht das Adverb anfangs, das im Anfang, zuerst bedeutet, ohne eine zusätzliche Zeitangabe: Anfangs bereitete ihnen das Plätzchenbacken große Mühe. Das Gespräch verlief anfangs recht kühl. In der Umgangssprache wird anfangs allerdings auch gern als Präposition mit dem Genitiv einer Zeitangabe verwendet – ein Gebrauch, der standardsprachlich als nicht korrekt gilt. Statt der umgangssprachlichen Formulierung anfangs des Monats heißt es besser Anfang des Monats.

Für Sie nachgeschlagen

Small Talk am Telefon elegant beenden

Manch eine Person lässt sich gern zu einer längeren Plauderei hinreißen, wenn es um ein Thema geht, über das sie gern redet. Aber allzu lang sollte sich ein Small Talk bei einem geschäftlichen Telefonat nicht hinziehen. Schließlich wollen Sie rasch zum Hauptanliegen des Gesprächs kommen, also beispielsweise eine wichtige Frage klären oder eine Absprache treffen.

Wenn das lockere Eröffnungsgespräch zum Zeitfresser wird, sollten sie es bewusst abbrechen. […] Sie kommentieren das Gesagte mit einer kurzen Schlussbemerkung und leiten dann zum eigentlichen Grund für das Gespräch über. Sollte das nicht funktionieren, können Sie auch deutlicher werden, ohne allerdings unhöflich zu sein. Beispielsweise so:

Entschuldigen Sie, Frau Raspe. An dieser Stelle muss ich ein wenig aufs Gaspedal drücken, denn ich sehe gerade, mein nächster Termin naht. Weswegen ich Sie eigentlich angerufen habe: …
Herr Seifried, verzeihen Sie – unser nettes Gespräch müssen wir leider ein anderes Mal fortsetzen. Allerdings wüsste ich noch gern von Ihnen …
So gern ich mich weiter mit Ihnen über dieses interessante Thema unterhalten würde – mir fehlt leider die Zeit dazu. Eigentlich wollte ich Sie um Folgendes bitten: …

Mittwoch, 19. November 2008

Kommasetzung vor „wie”

Was Sie schon immer wissen wollten

Kommasetzung vor „wie”

(1) Verwendet man „wie” als nebenordnende Konjunktion im Sinne von „und”, wird auch das Komma gesetzt wie bei „und”: Kartoffeln wie Tomaten wie Tabak gehören zu den Nachtschattengewächsen.
(2) Wird „wie” als vergleichende Konjunktion verwendet, an die sich nur Satzteile anschließen, wird kein Komma gesetzt: Der ist blöd wie Stroh. Wir haben immerhin genauso viele Tore geschossen wie kassiert.
(3) Wird an die vergleichende Konjunktion ein erweiterter Infinitiv mit „zu” angeschlossen, ist das Komma in der Regel freigestellt: Das Strahlen seines Töchterchens war ihm mindestens genauso viel wert[,] wie von der Presse hochgejubelt zu werden.
(4) Wird mit „wie” aber ein ganzer Nebensatz eingeleitet (ein Vergleichssatz oder ein anderer Nebensatz), setzt man ein Komma: Nimm mich, wie ich bin. Du weißt ja auch nicht, wie er das gemacht hat.
Das gilt auch, wenn ein Vergleichssatz nur durch sein Prädikat als Nebensatz zu erkennen ist: Wir haben so viel Mut, wie erwartet werden darf.
Bei formelhaft verkürzten Nebensätzen dagegen muss kein Komma gesetzt werden: Die Sponsoren haben[,] wie zu erwarten[,] auch dieses Mal keinen Rückzieher gemacht. Wie telefonisch besprochen[,] möchte ich Ihnen mein Angebot unterbreiten.
(5) Nachgestellte Erläuterungen mit „wie (z. B.)”, die für das Verständnis des Satzes nicht unbedingt nötig sind, kann man in Kommas einschließen: Buntbarsche[,] wie (z. B.) die Tilapia- oder Tropheus-Arten[,] gehören zu den Maulbrütern. Für Pianisten[,] wie Ludger oder Viola[,] ist das ein Klacks. (= Für Pianisten ist das doch ein Klacks.)
Sind die nachgestellten Erläuterungen jedoch nötig, um den Satz zu verstehen, dürfen keine Kommas stehen: Metalle wie Gold und Silber sind Edelmetalle. Für eine Pianistin wie Viola ist das doch ein Klacks. (= Für Viola ist das doch ein Klacks.)

Hätten Sie’s gewusst?

Keltische Spuren

Im 8./7. Jahrhundert v. Chr. waren die Kelten im Gebiet von Champagne und Saar, am Mittelrhein und von Bayern bis Böhmen ansässig und besiedelten von da aus im Verlauf mehrerer Jahrhunderte Britannien, auch die Iberische Halbinsel. An Mittel- und Oberrhein und in Süddeutschland lebten sie in regem Kontakt mit ihren Nachbarn, den Germanen. Was die staatliche Ordnung anging, waren die Kelten den Germanen um einiges voraus. Daher übernahmen die Germanen von ihnen Wörter aus dem Bereich der staatlichen Verwaltung wie Amt (von „*amb[i]aktos” – Diener, Bote”), Eid (genaue Ableitung unklar), Reich (von „*rigs” – König, Herrscher) oder Geisel (wahrscheinlich über das Keltische bis zum indogermanischen „*gheidhtlo” – Pfand, „*gheidh-” - „gierig sein” zurückzuführen, davon auch „Geiz”). Wahrscheinlich ist auch das Wort Eisen keltischen Ursprungs. Viel später, im 6./7. Jahrhundert n. Chr., wurde von den irischen Missionaren noch das Wort Glocke (altirisch: „cloc[c]”, lautmalend) ins Deutsche eingeführt. Vor allem aber in Fluss- und Städtenamen finden sich reichlich keltische Spuren: Remagen, Bonn, Mainz, Worms, Bregenz, Rhein, Donau, Main und Isar sind keltischen Ursprungs.

Für Sie nachgeschlagen

-magen

Grundwort von Siedlungsnamen keltisch-römischer Herkunft, das auf keltisch magos – „Feld, Ebene” zurückgeht. Hierher gehören besonders rheinische Ortsnamen wie „Dormagen, Remagen” und die alten Städtenamen Borbetomagus (Worms) und Noviomagus (Speyer).

Samstag, 15. November 2008

Demonstrativpronomen „deren” und „dessen”

Was Sie schon immer wissen wollten


Demonstrativpronomen „deren” und „dessen”

Die im Genitiv stehenden Demonstrativpronomen deren und dessen werden anstelle der Possessivpronomen ihr bzw. sein verwendet, um Missverständnisse auszuschließen:
Im Schwimmbad traf Marion ihre beste Freundin und deren Mann („ihren Mann” könnte sich in diesem Satz ja auch auf Marions Mann beziehen).
Der Polizist beschimpfte den Falschparker und dessen Begleiterin (mit „seine Begleiterin” könnte die Begleiterin des Polizisten gemeint sein).
Deren und dessen beziehen sich also immer auf die im Satz letztgenannte Person oder Sache. Sind Missverständnisse ausgeschlossen, ist ihre Verwendung unnötig. In unserer kleinen Einleitung müsste es demnach heißen: „... die herrlichen Sommermonate und ihre angenehmen Begleiterscheinungen”.



Hätten Sie’s gewusst?


anscheinend/scheinbar

In der Umgangssprache werden die beiden Adverbien anscheinend und scheinbar häufig nicht korrekt verwendet, ihr Bedeutungsunterschied wird außer Acht gelassen. Mit anscheinend wird die Annahme zum Ausdruck gebracht, dass etwas so ist, wie es erscheint: Anscheinend hat das Schwimmbad heute zu. Das Nichtschwimmerbecken ist anscheinend vorübergehend gesperrt.
Das Wort scheinbar hingegen sagt aus, dass etwas nur dem äußeren Eindruck nach, nicht aber in Wirklichkeit so ist, wie es sich darstellt: Die Zeit stand scheinbar still. Dies stellt nur scheinbar einen Widerspruch dar.
Nicht korrekt sind also Sätze wie folgende: „Du hast mich scheinbar vergessen.” „Er hat scheinbar Schweres erlebt.”
Die Unterscheidung zwischen den beiden Wörtern ist allerdings in der Tat noch relativ jung, sie erfolgte erst im 18. Jahrhundert.



Für Sie nachgeschlagen


das Kind mit dem Bade ausschütten

Duden 11, Redewendungenzu radikal vorgehen, übereilt, im Übereifer mit dem Schlechten zugleich auch das Gute verwerfen

„Wegen dieser Zwischenfälle gleich ein allgemeines Demonstrationsverbot zu verhängen, das heißt doch das Kind mit dem Bade ausschütten. – Darüber hinaus braucht es aber auch die Erkenntnis, dass die Ökonomie nicht alle Probleme lösen kann. Auch dies sollte den Ärzten beigebracht werden, um das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten” (www.tagesanzeiger.ch, 12.11.1998).
Der früheste Beleg für die Redensart datiert von 1512 und findet sich als Kapitelüberschrift in Thomas Murners Verssatire „Narrenbeschwörung”. Aufgrund des wiederholten Gebrauchs der Redensart in Murners späteren Schriften vermutet die Forschung allerdings, dass diese keine Prägung Murners war, sondern bereits im Volksmund zum festen redensartlichen Bestand gehörte.

Aus: Duden 11, Redewendungen. Mannheim 2002.

Freitag, 14. November 2008

Verbalabstrakta

Was Sie schon immer wissen wollten

Verbalabstrakta

Von Verben abgeleitete Substantive bezeichnet man als Verbalabstrakta. Bei zahlreichen Verben mit der Endung -ieren stehen häufig Bildungen auf -ierung und -ation nebeneinander. In der Regel gilt, dass die Substantive auf -ierung stärker ein Geschehen zum Ausdruck bringen, während die auf -ation sich eher auf das Ergebnis beziehen. So bezeichnet die Kanalisierung beispielsweise den Vorgang als solchen, der Begriff Kanalisation steht für das aus dem Vorgang entstandene System von (unterirdischen) Rohrleitungen und Kanälen zum Ableiten der Abwässer: Eine Kanalisierung des Warenstroms war dringend vonnöten. In der Kanalisation großer Städte leben unzählige Ratten.

Unter Isolierung versteht man die Abdichtung zur Verhinderung des Durchgangs von Gas, Wärme o. Ä. bzw. auch das dazu verwendete Material, während die Isolation vor allem den Zustand der Vereinzelung oder Abkapselung bezeichnet: Er war innerhalb der Gruppe in völlige Isolation geraten.

Eine Assoziierung ist ein Zusammenschluss, eine Vereinigung (beispielsweise von Staaten), die Assoziation meint daneben auch die ursächliche Verknüpfung von Vorstellungen: Sein Auftreten löst bei mir die merkwürdigsten Assoziationen aus.

Hätten Sie’s gewusst?

Protokolle

Ein Protokoll erfüllt unterschiedliche Funktionen: Der Verlauf einer Zusammenkunft wird dokumentiert, Ergebnisse und Anweisungen werden festgehalten und sind auch für Nichtteilnehmende jederzeit nachlesbar, bei Differenzen und Erinnerungslücken lässt sich Klarheit schaffen. Um all diesen Anforderungen gerecht zu werden, muss ein Protokoll vollständig und verständlich sein, übersichtlich und im Umfang angemessen, Inhalt und Sprache müssen neutral sein.

In der Praxis haben sich im Laufe der Zeit drei wesentliche Protokolltypen herausgebildet:
a) das Verlaufsprotokoll, das alle Beiträge so ausführlich wie möglich wiedergibt,
b) das Kurzprotokoll, das den Verlauf in den wichtigsten Punkten erfasst,
c) das Beschluss- oder Ergebnisprotokoll, das sich auf Tagesordnungspunkte und entsprechende Beschlüsse beschränkt.

Allen Protokollformen gemeinsam ist der Rahmen: Im Protokollkopf müssen Tagesordnung, Sitzungsdatum und -ort, Thema und Dauer der Sitzung, Teilnehmer, Verteiler und Protokollant genannt sein, der Protokollschluss weist rechts die Unterschrift des Protokollanten, links die des Vorsitzenden auf.

Ein Protokoll wird im Allgemeinen im Präsens abgefasst und beschränkt sich auf eine mehr oder weniger stark verkürzte Wiedergabe der Beiträge in indirekter Rede. Dabei sollte generell die Möglichkeitsform verwendet werden, im Normalfall der Konjunktiv I, gegebenenfalls auch der Konjunktiv II, falls der Konjunktiv I vom Indikativ nicht zu unterscheiden ist: Herr Müller-Dürr eröffnet die Sitzung und bittet Frau Knödel, von der letzten Messe zu berichten. Frau Knödel sagt, man sei mit den Ergebnissen sehr zufrieden gewesen, obgleich die ganz neuen Produkte relativ wenig Anklang gefunden hätten.

Für Sie nachgeschlagen

Bookcrosser

Wahrscheinlich besitzen auch Sie das eine oder andere Buch, von dem Sie wissen, dass Sie nie wieder hineinschauen werden. Haben Sie schon darüber nachgedacht, dieses Buch an jemanden weiterzugeben, der es wirklich gebrauchen könnte? Wenn Ihnen da gerade niemand aus dem Bekanntenkreis einfällt, dann werden Sie doch zum Bookcrosser. Das Bookcrossing ist eine weltweite Bewegung zur kostenlosen Weitergabe von Büchern an unbekannte Dritte. Über die Website des Bookcrossing-Projekts können Sie den Weg Ihres Buches verfolgen, vorausgesetzt, alle nachfolgenden Besitzer registrieren es. Wahrscheinlicher ist, dass Sie die Spur des Buchs verlieren, dafür aber das Gefühl gewinnen, etwas Gutes getan zu haben. Vielleicht finden Sie ja demnächst in der Tasche Ihres Bahnsitzes ein Buch, das ein anderer „gecrosst“ hat.

Egosurfer

Haben Sie schon mal in einer Suchmaschine Ihren eigenen Namen als Suchwort eingegeben, um zu schauen, was es im Internet so alles von Ihnen und über Sie gibt und welche Ihrer dokumentierten Lebenszeichen es auf die vorderen Plätze geschafft haben? Oder haben Sie sich gar beim Webservice www.socialmeter.com schon mal einen Überblick über Ihre Popularität im Web verschafft? Dann gehören Sie zu den Egosurfern, die auf den Wellen ihrer eigenen Identität durch das Web reiten. Schlecht hat man es als Egosurfer, wenn man Stefan Müller oder Tanja Schneider heißt. Dann ist die Zahl der Alter Egos gewaltig.

Mittwoch, 12. November 2008

geboren /gebürtig

Hätten Sie’s gewusst?


geboren/gebürtig

Zu den Dingen, die einem auf Anhieb einfallen und die man wohl nur unter besonderen Umständen vergisst, gehört neben dem eigenen Namen und dem Geburtstag gewiss auch der Geburtsort. Nehmen wir einmal an, Sie hätten in Rostock das Licht der Welt erblickt. Könnten Sie sich dann Ihren Mitmenschen gegenüber als gebürtiger Rostocker bezeichnen? Oder sind Sie ein geborener Rostocker? Hier beginnt die Sache schon spannend zu werden.

Als entscheidendes Kriterium erweist sich hier, an welchem Ort Sie heute leben: Wer in Rostock lebt und auch dort geboren ist, ist ein geborener Rostocker. Wer in Rostock geboren ist, aber nicht mehr dort lebt, ist ein gebürtiger Rostocker. Gebürtig bedeutet also so viel wie „stammend aus”. Aus diesem Unterschied ergibt sich ganz folgerichtig auch der Gebrauch der Präpositionen. Während der geborene Leipziger „in” Leipzig geboren ist, ist der gebürtige Leipziger gebürtig „aus” Leipzig. Es muss eben alles seine Ordnung haben ...



Was Sie schon immer wissen wollten


Einwohnerbezeichnungen auf -er

Vielleicht haben auch Sie sich schon einmal gefragt, ob die Leute aus Aachen die Aachener oder die Aacher sind, ob Sie Aachener oder Aacher Printen so gerne mögen (oder meist viel zu zäh finden)? Heute bleiben Ortsnamen auf -en bei der Bildung von Ableitungen auf -er meist vollständig erhalten: Aachener, Essener, Hamelner, Gelderner, Marienwerderer. Das war früher jedoch ganz anders: Städtenamen auf -en wie Barmen oder Bingen verzichteten in der Regel zugunsten ihrer Bewohner auf ihre Endung: Barmer, Binger.

Viele dieser Kurzformen sind bis heute erhalten geblieben, vorrangig bei mehrsilbigen Ortsnamen, in den Mundarten und im örtlichen Sprachgebrauch. Erwähnt seien stellvertretend Bremer, Erlanger, Saarbrücker. Einige dieser Ableitungen werden auch durch feste Benennungen gestützt, z. B. durch das „Binger Loch” oder die „Barmer Ersatzkasse”. »hnliche Schwankungen lassen sich übrigens bei Ortsnamen auf -er, -ern und -eln beobachten. Den Geldernern und Ebernern stehen deshalb Simmerer und Kaiserslauterer gegenüber. Ortsnamen auf -ingen gehen bis heute nur gekürzt in Ableitungen auf: Göttinger, Reutlinger, Tübinger. Wenigstens ein wenig Klarheit. Fragen Sie doch im Zweifelsfall einen gebürtigen oder - besser noch - einen geborenen Ureinwohner!



Für Sie nachgeschlagen


-weiler

Geographische Namen in DeutschlandGrundwort von Siedlungsnamen mit der Bedeutung „kleine Ansiedlung”. Das auch allein stehend und als Appellativ gebrauchte Wort, mittelhochdeutsch wiler, althochdeutsch wilari, wurde zur Merowingerzeit aus mittellateinisch villare („Gehöft, Vorwerk”) entlehnt, das wie gleichbedeutend altfranzösisch viller als Adjektiv zu lateinisch villa („Landhaus, Landgut”) gehört. Es bezeichnet eigentlich die zu einem Landgut gehörenden Gesindehäuser. Seit dem 7. Jh. tritt -weiler in deutschen und französischen Ortnamen auf, meist in Verbindung mit einem Personennamen, z. B. Annweiler aus 1192 Annewilre („Gehöft des Anno”), Duttweiler aus um 965 Dudenwilre („Gehöft des Dudo”). Oft ist -weiler in jüngeren Belegen zu -weil oder -wei[h]er geworden, z. B. Rothweil im Breisgau oder Appenweier bei Offenburg. Die Namen auf -weiler sind vor allem an Mittelrhein und Mosel, in Schwaben, Franken und im Elsass verbreitet.

Aus: Duden, Geographische Namen in Deutschland. Mannheim 1999.

Samstag, 8. November 2008

Kommasetzung bei von … über … nach/zu/bis zu ...

Was Sie schon immer wissen wollten


Kommasetzung bei von … über … nach/zu/bis zu ...

Wenn man von Stendal über Wolfsburg nach Hannover radelt, dann handelt es sich natürlich um eine zusammenhängende Radtour, deren Strecke Sie angeben, indem Sie Anfangspunkt, Zwischenstation und Endpunkt nennen. Bei einer solchen Kombination von Präpositionalgruppen ergänzen sich die einzelnen Bestandteile untereinander und werden nicht wie in einer Aufzählung als gleichrangige Umstandsbestimmungen nebeneinander gestellt. Geläufiger ist den meisten von Ihnen sicher die Kombination zweier Präpositionalgruppen in Sätzen wie „Kannst du das von heute auf morgen erledigen?” oder „Von Stendal bis Hannover sind es über 100 km”. Hand aufs Herz: Sie würden nie in Versuchung kommen, hier ein Komma zu setzen. Dass noch ein drittes Glied hinzutritt, das z. B. die Reiseroute festlegt (was u. a. beim Kauf von Bahnfahrkarten von Bedeutung sein kann), ändert daran nichts. Das gilt auch für Fügungen wie: „Wir bieten Gesamtlösungen, angefangen bei der Vorstrukturierung über die Detailplanung bis hin zur Bauleitung.”

Allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass innerhalb einer solchen Fügung eine Aufzählung gleichrangiger Angaben auftritt, die doch das Komma fordert: „Wir bieten Gesamtlösungen, angefangen bei der Vorstrukturierung über die Bauvoranfrage, (über) den Bauantrag, (über) die Ausführungs- und (über) die Detailplanung bis hin zur Bauleitung.” Oder: „Wir radeln von Stendal aus über Gardelegen, (über) Wolfsburg und (über) Braunschweig nach Hannover.” Wir wünschen gute Fahrt!



Hätten Sie’s gewusst?


Homonyme

Von Homonymen ist in der Sprachwissenschaft die Rede, wenn zwei Wörter eine unterschiedliche Bedeutung haben, dabei jedoch in Aussprache und Schreibung völlig übereinstimmen, z. B. Bauer (= Landwirt/Vogelkäfig), Schauer (= Regenguss/sich aufbauender Schrecken), Heide (= Landschaft/Nichtchrist). Substantive müssen dabei nicht unbedingt das gleiche Genus aufweisen, um als Homonyme durchzugehen. Und sie weichen auch in der Deklination des Öfteren voneinander ab. In der Schwebe bleibt eine Aussage wie „Sie ist dem Laster gefährlich nahe gekommen” allerdings nur dadurch, dass der bestimmte Artikel im Dativ den Unterschied zwischen Maskulinum und Neutrum nicht preisgibt.

Strittig ist, ob Homonyme nicht nur der Bedeutung, sondern auch der Herkunft nach verschieden sein müssen. Verlangt man, dass Homonyme verschiedener Herkunft sind, wären zwar der Heide und die Heide Homonyme, nicht aber der Schauer im Sinne von Regenguss und der Schauer im Sinne körperlich empfundener Angst, da beide Schauer der Herkunft nach aus derselben Wurzel stammen. Echte Homonyme wären demnach etwa das/der Golf, der/die Kiefer, das/der Laster, das/der Tau, die Kluft (= Kleidung/Spalte), kosten (= wert sein/nachschmecken). Keine echten Homonyme sind hingegen der Zug (= Eisenbahn/Miene/Windhauch/
Aktion beim Brettspiel), der Bauer, der/die Hut, das/der Gehalt, der/die Kunde, der/die Weise, heißen (= genannt werden/befehlen).

Übrigens: Auch wenn man sich nach heißen Strandtagen mit Sonnenmilch und aufblasbarem Ball des Nachts schließlich im mallorquinischen Ballermann zu einem Ball einfindet und sich dafür – selbstverständlich in spielerischer Absicht – einen Ballermann einsteckt, bewegt man sich mehr oder weniger gekonnt auf dem Terrain echter Homonyme.



Für Sie nachgeschlagen



passen wie die Faust aufs Auge

Duden 11, Redewendungen(ugs.): 1. überhaupt nicht passen: Das karierte Halstuch zu der gepunkteten Jacke – das passt wie die Faust aufs Auge. 2. sehr gut, ganz genau passen: Das neue Ventil passt wie die Faust aufs Auge. Der Beamte … vertritt die Meinung, dass die zwei Straftäter zueinander passen wie die Faust aufs Auge (Ossowski, Flatter 189).

Der Vergleich wurde zunächst in der angeführten ersten Bedeutung gebraucht, wobei die höchst unangenehme Vorstellung vom Faustschlag ins Auge im Vordergrund stand. Durch häufigen ironischen Gebrauch entwickelte sich dann die gegenteilige Bedeutung.

Aus: Duden 11, Redewendungen. Mannheim 2002.

Donnerstag, 6. November 2008

Steigerungsformen

Hätten Sie’s gewusst?


Steigerungsformen

Dass sich das Adjektiv „heiß” ohne weiteres steigern lässt (und das nicht nur sprachlich), bekommen wir gerade am eigenen Leib zu spüren. Doch nicht bei allen Adjektiven sind die Steigerungsformen (auch: Vergleichsformen) „Komparativ” (heißer) und „Superlativ” (heißeste/am heißesten) möglich. Sie können sinnvoll nur dort gebildet werden, wo die Bedeutung des Adjektivs Gradabstufungen und Vergleiche zulässt. Nicht steigerbar sind deshalb im Allgemeinen folgende Adjektivgruppen:
„Absolute” Adjektive, die eine bestimmte Zustandsweise ausdrücken wie tot, lebendig, stumm, blind, kinderlos, einzig.
Adjektive, die bereits einen höchsten oder geringsten Grad ausdrücken wie erstklassig, maximal, minimal, extrem, optimal, total, voll, absolut.
Es heißt also z. B.: „Das ist die optimale (nicht: optimalste) Lösung.” „Wir waren die einzigen (nicht: einzigsten) Gäste.”

Doch auch diese Adjektivgruppen können gelegentlich gesteigert werden, weil aus bestimmten Gründen der höchste oder geringste Grad noch verstärkt werden soll: privateste Angelegenheit, extremste Richtung, vollste Diskretion.
Daneben ist die Steigerung auch möglich, wenn solche Adjektive in relativer oder in übertragener Bedeutung verwendet werden: Das Kino ist heute leerer als gestern. Sie war das lebendigste von allen Kindern.


Was Sie schon immer wissen wollten


Kommasetzung bei eingeschobenen Infinitivgruppen

Unzählige Briefe enden mit einem Schlusssatz, der so oder ähnlich lautet: Wir hoffen, Ihnen hiermit gedient zu haben, und grüßen Sie herzlich. Immer wieder stellt sich dabei auch die Frage nach der korrekten Kommasetzung, insbesondere das Komma vor und ist strittig. Um Sie nicht länger auf die Folter zu spannen: Vor und muss ein Komma stehen, wenn auch die Infinitivgruppe bereits mit einem Komma abgetrennt wurde (wie in diesem Fall hinter hoffen). Daneben wäre nur noch die Variante ganz ohne Kommas möglich, da das Komma vor der Infinitivgruppe nach neuer Rechtschreibung freigestellt ist: Wir hoffen Ihnen hiermit gedient zu haben und grüßen Sie herzlich.

Hat man sich aber für das freigestellte Komma entschieden, muss in jedem Fall auch ein zweites gesetzt werden, da eine eingeschobene Wortgruppe auf beiden Seiten von Kommas flankiert werden muss. Also entweder: Er glaubte, am Ziel zu sein, und hielt an. Oder: Er glaubte am Ziel zu sein und hielt an.



Für Sie nachgeschlagen


genau

Duden – Vom deutschen Wort zum Fremdwort1. akkurat („sorgfältig”): äußerst akkurat gekleidet sein.
2. akribisch (bildungssprachlich: „äußerst gründlich”): eine akribische Untersuchung der Vorfälle.
3. detailliert (bildungssprachlich: „im Einzelnen dargelegt”): detaillierte Karten eines Gebietes.
4. exakt („in sachgerechter Weise gründlich”): eine exakte Definition, Berechnung, Methode.
5. minutiös (bildungssprachlich: „peinlich genau”): eine minutiöse Schilderung.
6. pedantisch (abwertend: „alle Dinge mit übertriebener Exaktheit ausführend”): ein pedantischer Mensch.
7. penibel (bildungssprachlich: „bis ins Einzelne so genau, dass es schon übertrieben ist”): eine penible Ordnung.
8. positiv (umgangssprachlich: „sicher, bestimmt, tatsächlich”): ich weiß das positiv.
9. präzis[e] (bildungssprachlich: „bis ins Einzelne gehend; nicht nur vage”): sie äußerte präzise Vorstellungen.
10. rigoroso (Musik: „genau, streng im Takt”).
11. strikt („keine Abweichung, Ausnahme duldend”): strikte Einhaltung der Vorschriften.

Aus: Duden – Vom deutschen Wort zum Fremdwort. Mannheim 2003.

Mittwoch, 5. November 2008

Auslassungspunkte

Was Sie schon immer wissen wollten

Auslassungspunkte

Gebraucht man Auslassungspunkte bei besonderer Erschöpfung – sozusagen zum Kräftesparen? Oder wenn sowieso schon jeder weiß, was man sagen oder fragen will? Oder wenn man etwas nur andeuten möchte, um einen Rest an Contencance zu bewahren, etwa in der wenig schmeichelhaften Anschuldigung „Du bist ein großes A…!”? Nun, die Einsatzgebiete der unscheinbaren, aber wirkungsvollen drei Pünktchen sind mannigfaltig. Grundsätzlich ersetzen sie den Teil eines Satzes oder eines Wortes. Das macht in puncto Orthographie einen Unterschied. Bei Auslassung eines Wortteils schließen die Punkte unmittelbar an den Rumpf des Wortes an („Verdammte Sch… !”). Stehen die Punkte für ein oder mehrere Wörter, bleibt der normale Wortzwischenraum erhalten: „Und wenn sie nicht gestorben sind …” Bricht ein Satz an einer Stelle ab, an der ein Komma stehen müsste, so entfällt dies. Der Schlusspunkt entfällt ebenfalls: „Soso, es macht dir also Vergnügen …” Ausrufezeichen, Fragezeichen und Abkürzungspunkte bleiben von Auslassungspunkten jedoch unberührt: „Sollte etwa jedes Jahr …?” „Das wäre ja eine schöne …!”

Hätten Sie’s gewusst?

herrenlos

Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, wann ein Koffer auf dem Bahnsteig herrenlos ist? Zunächst scheint das selbstverständlich: Ein Koffer, der niemandem gehört. Wenn nun der Besitzer kurzzeitig auf der Bahnhofstoilette verschwunden ist, kann man dann von einem „herrenlosen Koffer” sprechen? Im Bürgerlichen Gesetzbuch (Buch 3, § 959) heißt es: „Eine bewegliche Sache wird herrenlos, wenn der Eigentümer in der Absicht, auf das Eigentum zu verzichten, den Besitz der Sache aufgibt.” Der Volksmund spricht jedoch auch dann von einem „herrenlosen Koffer”, wenn er nur dem Anschein nach niemandem gehört, also unbeaufsichtigt irgendwo steht.

Das Adjektiv herrenlos gibt es schon seit mehreren Jahrhunderten in der deutschen Sprache. Ursprünglich wurde es in der Bedeutung „ohne Dienstherr” (also sozusagen „arbeitslos”) gebraucht. Man sprach zum Beispiel abfällig von „herrenlosem Gesindel”, wenn man über Land ziehende, beschäftigungslose Tagelöhner meinte. Schon bald bezeichnete man mit demselben Wort auch Gegenstände, die keinen Besitzer mehr haben.

Für Sie nachgeschlagen

Affenhitze und Bullenhitze: Augmentativbildungen

Duden 4, Die Grammatik Mit der Größeneinschätzung durch Augmentativa wird der kommunikative Zweck erfüllt, etwas dem Hörer/Leser als besonders groß zu vermitteln. In ihrer Funktion, die Größe einzustufen („sehr groß, riesig, höchst”), sind Augmentativbildungen daher den Diminutiva ähnlich. In den meisten Fällen geben die verwendeten (Halb)präfixe die Größe ohne Wertung an, doch kann bei einzelnen auch eine positive bzw. negative Einschätzung hinzukommen. Hier eine kleine Auswahl:
Affen- (umgangssprachlich): Affenschande, -tempo, -hitze, -zahn.
Bären-: Bärenhunger, -kälte, -kraft, -ruhe.
Bier- (ugs.): Biereifer, -ernst.
Bullen- (ugs.): Bullenhitze.
Heiden- (ugs.): Heidenlärm, -spektakel, -angst, -respekt, -arbeit, -spaß.
Höllen- (ugs.): Höllenlärm, -angst, -tempo, -durst.
Mammut- (mit negativer Wertung „zu groß”): Mammutbetrieb, -konzern.
Mords- (ugs.): Mordsangst, -arbeit, -freude, -ärger, -appetit.
Riesen-: Riesendummheit, -durst, -erfolg, -fehler, -hunger, -kraft.
Un-: Unmenge, -summe, -zahl.

Nach: Duden 4, Die Grammatik. Mannheim 1998.

Dienstag, 4. November 2008

Hätten Sie’s gewusst?


„jemanden/etwas aufnehmen in/unter/auf …”

Nach jemanden/etwas aufnehmen in/unter/auf … kann der Dativ (Frage: wo?) oder der Akkusativ (Frage: wohin?) stehen; der Akkusativ ist jedoch häufiger. Man nimmt etwa eine Anschrift in ein Adressbuch (seltener: in einem Adressbuch) auf oder Vermerke in den Frachtbrief (seltener: in dem Frachtbrief) auf. Vielfach ist jedoch nur einer der beiden Fälle möglich. Der Akkusativ drückt im Allgemeinen eine enge Verbindung aus, das Aufgehen des Aufgenommenen im Aufnehmenden. So nimmt man jemanden in die eigenen Reihen, in den Chor oder in den Schoß der Familie auf. Um eine Eingliederung in ein größeres Ganzes handelt es sich auch, wenn ein Theaterstück in das Repertoire oder Angaben in einen Text aufgenommen werden. Der Dativ hingegen bezeichnet eine weniger enge Bindung: Patienten werden in einem Krankenhaus aufgenommen, Gäste in einem Hotel. In den Sätzen Ich nehme den Mann als Schwiegersohn in unsere Familie auf und Ich nehme ihn als Feriengast in meiner Familie auf sind die Kasus daher nicht austauschbar.


Was Sie schon immer wissen wollten


Abkürzungen am Satzanfang

Einfache Abkürzungen am Satzanfang werden großgeschrieben, z. B. „Vgl.” (für: vgl. = vergleiche), „Offz.” (für: offz. = offiziell) oder „Heim.” (für: heim. = heimisch). Man gerät jedoch leicht ins Grübeln, wenn am Satzanfang eine mehrteilige Abkürzung, die eigentlich mit kleinem Buchstaben beginnt, großgeschrieben wird. Da das ungewohnte Schriftbild verständnishemmend wirken könnte, sollten derartige Abkürzungen am Anfang eines Satzes besser ausgeschrieben werden, z. B.: „Mit anderen Worten” statt „M. a. W.”, „Meiner Meinung nach” und nicht „M. M. n.”.
Die Abkürzungen „i. V.” (in Vertretung, in Vollmacht) und „i. A.” (im Auftrag) werden mit großem „I” geschrieben, wenn sie nach einem abgeschlossenen Text oder allein vor der Unterschrift stehen, z. B.:

Herr Müller wird Sie nach seiner Rückkehr sofort anrufen.
I. V. Schneider

Der erste Bestandteil dieser Abkürzungen wird jedoch im Text, nach Grußformeln, nach dem Namen einer Firma, Behörde o. dgl. kleingeschrieben, z. B.:

Mit freundlichen Grüßen

Duden-Sprachberatung
i. V. Schneider



Für Sie nachgeschlagen


ein toter Punkt

Duden 11, Redewendungen 1. ein Stadium, in dem keine Fortschritte mehr erzielt werden: Die Verhandlungen waren auf dem toten Punkt angelangt.
2. ein Zustand stärkster Ermüdung, Erschöpfung: Ein starker Kaffee sollte ihr über den toten Punkt hinweghelfen.
Die Wendung stammt aus dem Bereich der Technik. Wenn Pleuelstange und Kurbel einer Antriebsmaschine eine gerade Linie bilden, spricht man vom „toten Punkt”, denn dann bewegt sich die Pleuelstange weder vor noch zurück; es ist der Punkt, an dem sich ihre Bewegungsrichtung umkehrt.

Montag, 3. November 2008

Adverbien mit -weise

Hätten Sie’s gewusst?


Adverbien mit -weise

In der Tat lassen sich Adverbien, die aus einem Substantiv und der Endung -weise gebildet sind, auch als attributive Adjektive verwenden. Voraussetzung ist allerdings, dass sie sich auf Substantive beziehen, die ein Geschehen zum Ausdruck bringen, so genannte Nomina Actionis: eine ruckweise Bewegung, ein schrittweiser Rückgang. Nicht korrekt sind derartige Verbindungen vor anderen Substantiven, also nicht: „eine teilweise Erklärung”, „ein stückweiser Preis”. Auch Verbindungen aus Adjektiv und der Endung -weise können nicht als attributive Adjektive verwendet werden, sondern bleiben immer Adverbien: Netterweise ist sie uns sehr entgegengekommen, aber nicht „ihr netterweises Entgegenkommen”.

Noch eine Bemerkung zur Rechtschreibung: Weise wird nur dann großgeschrieben, wenn es in Verbindung mit der Präposition in verwendet wird, also etwa in frecher Weise oder in netter Weise. Bei Verbindungen wie frecherweise oder netterweise ist –weise nicht selbstständig, sondern lediglich Bestandteil eines Adverbs.

Was Sie schon immer wissen wollten


Der Name Schröder

Die Familiennamen, die heute am häufigsten vorkommen, wie etwa Müller, Schneider, Fischer, Graf, Vogt, Bauer oder Richter, haben ihren Ursprung in Berufs-, Amts- oder Standesbezeichnungen. Kulturgeschichtlich sind sie hochinteressant, denn sie spiegeln nicht nur die starke Ausbreitung des Handwerks im Mittelalter wider, sondern auch die gesamte damals herrschende Gesellschaftsordnung. Der Name Schröder ist ein Berufsname, der in Norddeutschland häufiger zu finden ist als in Süddeutschland und der im norddeutschen Sprachraum auf das mittelniederdeutsche Wort für den Schneider oder auch für den Wein- oder Bierverlader zurückgeht.

Im südlichen Teil des deutschen Sprachgebiets ist der Name Schröder eine Variante von Schröter, ein im oberdeutschen Raum, also in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz entstandener Berufsname, der sich vom mittelhochdeutschen Wort für jemanden, der Wein- und Bierfässer auf- und ablädt, ableitet.
Der Name Schröder steht übrigens an 16. Stelle in der Häufigkeitsrangfolge.

Für Sie nachgeschlagen


Firewall

Duden – Wörterbuch der New Economy (engl. für: Brandschutzmauer) Hard- und Softwaresystem, das ein an das Internet angeschlossenes Netzwerk vor unerwünschten Zugriffen schützen soll. Das Sicherheitssystem ist jedoch grundsätzlich kein vollständiger Schutz gegen Hacker und Viren; trotz Kombinationen aus Verschlüsselungen, Codes und Zugriffsrechten besteht die Möglichkeit, in ein Netzwerk einzudringen. Eine Firewall kann umgekehrt auch den Zugriff aus einem lokalen Netz ins Internet begrenzen und die Nutzung bestimmter Software verhindern.

Sonntag, 2. November 2008

Genitiv von Fremdwörtern auf „-us”

Was Sie schon immer wissen wollten

Genitiv von Fremdwörtern auf „-us”

So ein Casus knacksus mag ein umgangssprachlicher Scherzausdruck sein. Freilich will auch ein Scherz korrekt dekliniert sein. Außerdem: Durchaus seriös gebildet sind parallele Fügungen wie die grammatischen Fachausdrücke Casus obliquus (für abhängige Fälle, wie z. B. den Genitiv, Dativ oder Akkusativ) und Casus rectus (für unabhängige Fälle wie den Nominativ). Wie lautet nun aber deren Genitiv? Manch alter Lateiner (und manch junger) wird hier vielleicht den lateinischen Genitiv erwartet haben („Casus obliqui/ recti”), aber im Genitiv Singular bleibt Casus bzw. Kasus in jedem Fall unverändert: „das Besondere des Casus obliquus/rectus” Und natürlich: „das Besondere des Casus knacksus”.
Nicht nur Kasus, sondern auch viele andere Fremdwörter auf -us bleiben im Genitiv endungslos. Das gilt z. B. für: des Status, des Habitus, des Usus, des Exodus, des Genius, des Obolus, des Radius, des Sozius, des Spiritus, des Terminus, des Uterus, des Zirkus, des Rhythmus, des Tonus, des Marxismus u. v. m.
Recht vielfältig allerdings zeigen sich der Bonus und der Globus: Als Genitiv kann man hier des Bonus bzw. des Globus verwenden, aber auch des Bonusses und des Globusses. Unser guter alter Omnibus bzw. Bus belässt es dagegen bei einer Genitivform, allerdings einer mit Endung: des Omnibusses bzw. des Busses.


Hätten Sie’s gewusst?

Fremdwörter aus dem Landwirtschaftlich-Gärtner
ischen

Was wäre unsere Esskultur (von lateinisch cultura = Landbau, Pflege von Körper und Geist) ohne das vielfältige Angebot an Obst und Gemüse, auf das wir zurückgreifen können. Einen großen Teil davon haben uns in den ersten Jahrhunderten n. Chr. die Römer mitgebracht – und zugleich die Wörter dafür. Wer dächte da nicht zuerst an den Wein (von lat. vinum), ohne den eine kultivierte Tafel (erst über ital. tavola aus lat. tabula) kaum mehr denkbar ist? Aber zunächst einmal mussten die landwirtschaftlichen Produkte zum Markte (von lat. mercatus/marcatus) getragen werden, was meist per Esels- (von lat. asellus) oder Maultierkarren (von lat. mulus bzw. carrus) in Säcken (saccus) und Körben (corbis) geschah. Bei Flüssigem wie Wein und Öl (oleum) nahm man besser Eimer (amphora). So kamen Gewürze wie Pfeffer (piper), Senf (sinapi), Fenchel (feniculum), Kümmel (cuminum) in die Küche (coquina) und auf den Tisch (discus), Gemüsepflanzen (planta) wie Zwiebel (cepulla), Kohl (caulis), Rettich (radix, worauf auch Radieschen zurückgeht), Kürbis (cucurbita) und Früchte wie Birne (pira), Kirsche (ceresia), Pflaume (prunum), Pfirsich (malum persicum = persischer Apfel). Die meisten dieser Wörter hatten die Römer selbst wieder aus entfernteren Landstrichen ihres Imperiums mitgebracht oder auch einfach von den Griechen übernommen wie zum Beispiel die erwähnten amphora, discus, piper, sinapi und prunum.


Für Sie nachgeschlagen

Person

Duden 7, Das Herkunftswörterbuch Das seit dem 13. Jh. bezeugte Wort (mittelhochdeutsch person[e]) ist entlehnt aus lateinisch persona (= Maske des Schauspielers; Rolle, die durch diese Maske dargestellt wird; Charakterrolle; Charakter; Mensch; Person), das selbst wohl aus dem Etruskischen stammt (vgl. etruskisch phersu = Maske). Person bezeichnet zunächst den Menschen als Individuum, den Menschen in seiner besonderen Eigenart, nach dem Vorbild von französisch personne – meist abschätzig – speziell auch eine Frau; ferner wird es im Sinne von „Figur, Gestalt in einer Dichtung o. Ä.” verwendet und gibt als grammatischer Fachausdruck den Träger der Handlung eines Verbes an. […] Die Bildung Unperson für eine „(von den Medien) bewusst ignorierte Person” stammt aus englisch unperson, welches durch den Roman „1984” von George Orwell geprägt wurde, der 1950 in deutscher Übersetzung erschien.

Aus: Duden 7, Das Herkunftswörterbuch, Mannheim 2001.

Reflexivpronomen oder Personalpronomen?

Hätten Sie's gewusst?

Reflexivpronomen oder Personalpronomen?

Taucht in einem Satz ein Akkusativ mit Infinitiv und nachgestelltem Attribut mit Präposition auf, kann man schon mal ins Schleudern geraten bei der Wahl zwischen dem Reflexivpronomen »sich« und dem Personalpronomen. Diese Konstruktion ist dem einen oder der anderen von Ihnen gewiss noch aus dem Lateinunterricht unter dem Namen a. c. i. bekannt.

Wird bei diesem »Akkusativ mit Infinitiv« das Pronomen auf das Akkusativobjekt bezogen, dann steht immer das Reflexivpronomen: Ich sah den Zug sich nähern (= Ich sah den Zug. Er näherte sich).
Wird dagegen das Pronomen auf das Subjekt bezogen, dann schwankt der Gebrauch. Obwohl bei Beziehung auf das Subjekt das Personalpronomen stehen müsste, wird häufig das Reflexivpronomen gesetzt, vor allem dann, wenn vor dem Pronomen eine Präposition steht: Er sah das Motorrad mit einem Affenzahn auf sich (eigentlich: auf ihn) zurasen (= Er sah das Motorrad. Es raste mit einem Affenzahn auf ihn zu). Er hörte den Fremden die Treppe zu sich (eigentlich: zu ihm) heraufkommen (= Er hörte den Fremden. Er kam die Treppe zu ihm herauf).
Steht das Pronomen im Dativ ohne Präposition, wird hingegen das Personalpronomen gebraucht: Er sah das Mädchen ihm zulächeln (= Er sah das Mädchen. Es lächelte ihm zu). Sie hörte den Schaffner ihr etwas zurufen (= Sie hörte den Schaffner. Er rief ihr etwas zu).

Bei nachgestellten Attributen mit Präposition steht das Personalpronomen, wenn beim Reflexivpronomen die Beziehung unklar wäre:
Der Intendant traf die Schauspieler im Gespräch über ihn. Überwiegt aber die Vorstellung der Subjektbeziehung, dann zieht man das Reflexivpronomen vor: Sie scheint die Menschen um sich (statt: um sie) her vergessen zu haben.

Was Sie schon immer wissen wollten

Kommasetzung bei Auslassungssätzen

Auslassungssätze werden bei der Kommasetzung in der Regel wie vollständige Sätze behandelt: Und wie [wäre es ihm ergangen], wenn das Motorrad ihn erfasst hätte? Kann sein, er hätte es nicht überlebt.
Eine Abweichung von der Regel ergibt sich, wenn ein abhängiger Fragesatz zu einem einzigen Wort verkürzt ist. In solchen Fällen kann zwar ein Komma gesetzt werden, es ist jedoch nicht zwingend erforderlich: Er wusste nicht[,] warum. Wenn er nur wüsste[,] weshalb.
Auch bei formelhaften Partizipgruppen kann das Komma entfallen: Wie schon vermutet[,] hängt das damit zusammen, dass er mit seinen Gedanken ständig woanders ist. Wie befürchtet[,] setzte sich die Serie der Beinaheunfälle auch in den nächsten Tagen fort.
Schön, wenn eine Regel mal nur zwei kleine Ausnahmen hat!

Für Sie nachgeschlagen

Schicksal
Duden 9, Richtiges und gutes Deutsch

1. Ananke (Philosophie: schicksalhafte Macht der Natur und ihrer Gesetze, denen selbst die Götter unterliegen): der Ananke unterworfen sein.

2. Fatum (bildungssprachlich: das dem Menschen bestimmte Schicksal): er nahm das Fatum [nicht] hin.

3. Heimarmene (griechische Philosophie: das unausweichliche Verhängnis).

4. Karma (indische Philosophie: das die Form der Wiedergeburt eines Menschen bestimmende Handeln bzw. das durch früheres Handeln bedingte gegenwärtige Schicksal).

5. Kismet (islamische Religion: dem Menschen von Gott zugeteiltes Los, dem er nicht entgehen kann): Kismet! (fügen wir uns!; da ist nichts zu machen).

6. Moira (griechische Mythologie: das Göttern und Menschen zugeteilte Schicksal).

Schreibung des Indefinitpronomens ander-

The Newsletters are part of Duden. To subscribe to the Newsletter, please follow this link:
http://www.duden.de/deutsche_sprache/newsletter/index.php

Hätten Sie’s gewusst?

Schreibung des Indefinitpronomens ander-

Die verschiedenen Formen des Indefinitpronomens ander- werden im Allgemeinen kleingeschrieben. Dies gilt auch für Situationen, in denen andere Wortarten großzuschreiben wären, etwa in Verbindung mit dem Artikel oder mit Präposition und Artikel. Wir schreiben also: ein anderer, die andere, eins nach dem anderen, nichts anderes, zum anderen.
Nach den neuen Rechtschreibregeln ist auch die Großschreibung möglich, z. B. wenn das Wort ander- nicht als unbestimmtes Pronomen, sondern als Synonym für etwas Andersartiges, Verschiedenes verstanden wird: „Die Suche nach dem Anderen = nach einer neuen, unbekannten Welt” oder „der Dialog mit dem Anderen = dem Gegenüber”.

Was Sie schon immer wissen wollten

2. Partizip von winken

Das Verb winken ist ein regelmäßiges Verb, das das Präteritum nicht durch Umlaut bildet, sondern durch Anhängen eines -t an den Wortstamm: er winkte, wir winkten.
Die korrekte Form des 2. Partizips heißt deshalb gewinkt. Allerdings orientiert sich der Sprachgebrauch häufig an den unregelmäßigen Verben sinken und trinken und bildet analog zu gesunken und getrunken das Partizip gewunken. Landschaftlich ist diese Form recht verbreitet, sie gilt aber standardsprachlich als nicht korrekt. Es ist allerdings zu beobachten, dass sie in letzter Zeit über das Mundartliche hinaus immer weiter vordringt: „Die Amerikaner aber haben immer wieder abgewunken – die Vorschläge aus Moskau seien nicht neu” (Der Spiegel).

Für Sie nachgeschlagen

Nomen est omen

Duden 12, Zitate und Aussprüche Der römische Komödiendichter Plautus (um 250-184 v. Chr.) verwendet in seinem Stück „Persa” die Formulierung „nomen atque omen”, auf Deutsch „Name und zugleich auch Vorbedeutung”. Auf sie ist die gängige lateinische Redensart, in der heute üblichen Form „nomen est omen”, zurückzuführen. Man wendet sie meist scherzhaft im Hinblick auf Personen oder auch Sachen an, von denen man glaubt, dass allein ihr Name schon bezeichnend ist oder auf etwas ganz Bestimmtes hinweist.

Name ist Schall und Rauch

Diese Redensart stammt aus Goethes Faust I (Marthens Garten). Auf Margaretes Frage „Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?” gipfelt Fausts pantheistisches Glaubensbekenntnis in dem Satz: „Gefühl ist alles;/Name ist Schall und Rauch,/Umnebelnd Himmelsglut.” –
Man betont mit dem Zitat, dass ein Name allein noch nichts über eine Person oder Sache aussagt, dass Namen vergänglich sind. Gelegentlich überdeckt man damit auch scherzhaft, dass man selbst oder ein anderer einen Namen oder eine Bezeichnung im Gespräch nicht parat hat.

Aus: Duden 12, Zitate und Aussprüche. Mannheim 2002.
Newsletter Dudenverlag