Freitag, 28. November 2008

man und frau

Was Sie schon immer wissen wollten


man und frau

Das undeklinierbare Indefinitpronomen man ist vor dem Hintergrund der Diskussion um die sprachliche Gleichstellung von Frauen und Männern in letzter Zeit etwas in Verruf geraten – viele halten es aufgrund seiner etymologischen Nähe zum Substantiv Mann für unangemessen. Entstanden ist die Neubildung frau, die allerdings keine geschlechtsneutrale Funktion gewinnen und sich letztendlich nicht recht durchsetzen konnte. Verwendet wird frau im Allgemeinen im Sinne von „die Frauen”, sehr häufig hat das Wort einen ironischen oder scherzhaften Unterton. Wer das Problem umgehen möchte, kann auf eine Passivkonstruktion oder eine unpersönliche Formulierung zurückgreifen, also etwa: In der Adventszeit wirkt die Hektik des Weihnachtsrummels häufig ansteckend. Je nach Kontext lässt sich statt man oft auch das allumfassende wir einsetzen, also statt Man sollte sich von der Hektik des Weihnachtsrummels nicht anstecken lassen.Wir sollten uns von der Hektik nicht anstecken lassen.

Hätten Sie’s gewusst?


behindern, hindern und verhindern

Das Verb behindern hat die Bedeutung „hemmen, störend aufhalten”, es macht deutlich, dass etwas zwar erschwert, nicht aber vereitelt wird: Die Wildschweinrotte behinderte den Verkehr auf der Bundesstraße. Sein Gipsbein behinderte ihn erheblich. Verhindern hingegen bedeutet „bewirken, dass etwas nicht geschieht oder getan wird”: Sein selbstloser Einsatz verhinderte eine Katastrophe. Ich konnte an der Betriebsversammlung nicht teilnehmen, ich war dienstlich verhindert. Das Verb hindern schließlich ist ein Multitalent, es lässt sich sowohl im Sinne von „behindern” als auch von „verhindern” einsetzen: Die Blinddarmnarbe hinderte (oder: behinderte) sie immer noch beim Joggen.Ihr plötzliches Auftauchen hinderte ihn unauffällig zu verschwinden (oder: ... verhinderte, dass er unauffällig verschwand). Wird hindern allerdings mit der Präposition an oder mit daran verbunden, hat es immer die Bedeutung „verhindern”: Du kannst mich nicht daran hindern, ihm endlich die Wahrheit zu sagen (= Du kannst nicht verhindern, dass ich ihm endlich die Wahrheit sage).

Für Sie nachgeschlagen


Weihnachten: die Weihnacht/das Weihnachten/die Weihnachten

Das endungslose Substantiv die Weihnacht (Femininum Singular) wird gelegentlich neben der üblichen Form Weihnachten gebraucht: Ich wünsche dir frohe Weihnachten/eine frohe Weihnacht. Es ist vor allem in der religiösen Sprache zu finden, ebenso in der Wendung zu Weihnacht. Die Form Weihnachten wird aber standardsprachlich im Allgemeinen als ein Neutrum Singular aufgefasst: Es war ein schönes Weihnachten. Es wird jedoch vorwiegend ohne Artikel gebraucht: Weihnachten ist längst vorbei. Weihnachten steht vor der Tür.

Im landschaftlichen Sprachgebrauch wird Weihnachten aber häufig als Plural aufgefasst (so auch meist in Österreich und der Schweiz) und dann überwiegend mit bestimmtem Artikel oder einem Pronomen gebraucht: nach den Weihnachten. Ich werde diese Weihnachten in Berlin verleben. Nächste Weihnachten werde ich nicht zu Hause bleiben (dafür üblicher: Nächstes Jahr Weihnachten oder zu Weihnachten ...). In bestimmten formelhaften Wendungen, vor allem als Wunschformel zum Weihnachtsfest, ist der Plural allgemeinsprachlich und nicht landschaftlich begrenzt: Fröhliche Weihnachten! Weiße Weihnachten sind zu erwarten. Standardsprachlich wird Weihnachten heute meist nicht als Subjekt oder Objekt mit Artikel oder Pronomen gebraucht; dafür treten dann Zusammensetzungen ein: Die Weihnachts[feier]tage waren sehr anstrengend. Das Weihnachtsfest wird in diesem Jahr sicher schön werden. Die herrlichsten Weihnachtstage habe ich dort erlebt. Es ist also standardsprachlich nicht üblich zu sagen: „Die Weihnachten waren/Das Weihnachten war sehr anstrengend.” Alle diese Schwankungen im Gebrauch des Artikels, des Numerus und des Genus bei der Festbezeichnung Weihnachten lassen sich sprachhistorisch erklären. Weihnachten ist ein erstarrter Dativ Plural, der sich im Mittelhochdeutschen aus der pluralischen Fügung ze wihen nahten (= in den heiligen Nächten) losgelöst hat und jetzt weitgehend als ein selbstständiger Nominativ Singular behandelt wird.

Buchcover
Aus: Duden 9, Richtiges und gutes Deutsch. Mannheim 2001.

Keine Kommentare: