Mittwoch, 12. November 2008

geboren /gebürtig

Hätten Sie’s gewusst?


geboren/gebürtig

Zu den Dingen, die einem auf Anhieb einfallen und die man wohl nur unter besonderen Umständen vergisst, gehört neben dem eigenen Namen und dem Geburtstag gewiss auch der Geburtsort. Nehmen wir einmal an, Sie hätten in Rostock das Licht der Welt erblickt. Könnten Sie sich dann Ihren Mitmenschen gegenüber als gebürtiger Rostocker bezeichnen? Oder sind Sie ein geborener Rostocker? Hier beginnt die Sache schon spannend zu werden.

Als entscheidendes Kriterium erweist sich hier, an welchem Ort Sie heute leben: Wer in Rostock lebt und auch dort geboren ist, ist ein geborener Rostocker. Wer in Rostock geboren ist, aber nicht mehr dort lebt, ist ein gebürtiger Rostocker. Gebürtig bedeutet also so viel wie „stammend aus”. Aus diesem Unterschied ergibt sich ganz folgerichtig auch der Gebrauch der Präpositionen. Während der geborene Leipziger „in” Leipzig geboren ist, ist der gebürtige Leipziger gebürtig „aus” Leipzig. Es muss eben alles seine Ordnung haben ...



Was Sie schon immer wissen wollten


Einwohnerbezeichnungen auf -er

Vielleicht haben auch Sie sich schon einmal gefragt, ob die Leute aus Aachen die Aachener oder die Aacher sind, ob Sie Aachener oder Aacher Printen so gerne mögen (oder meist viel zu zäh finden)? Heute bleiben Ortsnamen auf -en bei der Bildung von Ableitungen auf -er meist vollständig erhalten: Aachener, Essener, Hamelner, Gelderner, Marienwerderer. Das war früher jedoch ganz anders: Städtenamen auf -en wie Barmen oder Bingen verzichteten in der Regel zugunsten ihrer Bewohner auf ihre Endung: Barmer, Binger.

Viele dieser Kurzformen sind bis heute erhalten geblieben, vorrangig bei mehrsilbigen Ortsnamen, in den Mundarten und im örtlichen Sprachgebrauch. Erwähnt seien stellvertretend Bremer, Erlanger, Saarbrücker. Einige dieser Ableitungen werden auch durch feste Benennungen gestützt, z. B. durch das „Binger Loch” oder die „Barmer Ersatzkasse”. »hnliche Schwankungen lassen sich übrigens bei Ortsnamen auf -er, -ern und -eln beobachten. Den Geldernern und Ebernern stehen deshalb Simmerer und Kaiserslauterer gegenüber. Ortsnamen auf -ingen gehen bis heute nur gekürzt in Ableitungen auf: Göttinger, Reutlinger, Tübinger. Wenigstens ein wenig Klarheit. Fragen Sie doch im Zweifelsfall einen gebürtigen oder - besser noch - einen geborenen Ureinwohner!



Für Sie nachgeschlagen


-weiler

Geographische Namen in DeutschlandGrundwort von Siedlungsnamen mit der Bedeutung „kleine Ansiedlung”. Das auch allein stehend und als Appellativ gebrauchte Wort, mittelhochdeutsch wiler, althochdeutsch wilari, wurde zur Merowingerzeit aus mittellateinisch villare („Gehöft, Vorwerk”) entlehnt, das wie gleichbedeutend altfranzösisch viller als Adjektiv zu lateinisch villa („Landhaus, Landgut”) gehört. Es bezeichnet eigentlich die zu einem Landgut gehörenden Gesindehäuser. Seit dem 7. Jh. tritt -weiler in deutschen und französischen Ortnamen auf, meist in Verbindung mit einem Personennamen, z. B. Annweiler aus 1192 Annewilre („Gehöft des Anno”), Duttweiler aus um 965 Dudenwilre („Gehöft des Dudo”). Oft ist -weiler in jüngeren Belegen zu -weil oder -wei[h]er geworden, z. B. Rothweil im Breisgau oder Appenweier bei Offenburg. Die Namen auf -weiler sind vor allem an Mittelrhein und Mosel, in Schwaben, Franken und im Elsass verbreitet.

Aus: Duden, Geographische Namen in Deutschland. Mannheim 1999.

1 Kommentar:

Kate hat gesagt…

Da muss ich als "geborene Hamburgerin" aber kräftig widersprechen - s. http://de.wikipedia.org/wiki/Quiddje oder auch: http://www.abendblatt.de/ratgeber/specials/article306295/Geborene-Gebuertig-und-geboren.html.

Abgesehen von dieser kleinen hamburgischen Spezialität glaube ich nicht, dass "geboren" überhaupt irgend etwas mit dem Geburtsort zu tun hat, sondern nur mit dem Geburtsnamen.